* 11. März 1947
von Lukas Haselböck
Essay
Das Frühwerk von Murail erhielt sein Profil vor dem Hintergrund des seriellen und postseriellen Parameterdenkens, das in seiner Musik grundsätzlich hinterfragt wurde. Dabei sind György Ligeti, Giacinto Scelsi und Iannis Xenakis sowie die elektroakustische Musik als wichtige Vorbilder zu nennen. Bereits in seinen ersten veröffentlichten Werken ist – ähnlich wie bei Xenakis – die Tendenz festzustellen, den formalen Bau nicht additiv auf einer Reihe oder Zelle zu errichten, sondern stets das Ganze im Auge zu haben, die Form wie ein Bildhauer gleichsam zu modellieren und so eine „Architektur des Klanges“ und eine „Architektur der Zeit“ (Murail 2002a, 30) zu gestalten. In diesem Zusammenhang zieht er Parallelen zur orientalischen Denkweise, die ein Objekt eher durch ein allmähliches Umkreisen als durch eine Demontage in Elemente zu begreifen suche. Zur näheren Veranschaulichung dient ihm das Wort „be-greifen“ (frz.: „com-prendre“; Murail 2004 [1989], 46).
Ein weiterer Aspekt, der Murail stark beeinflusst hat, ist die Revolution des Klanges und der Klangfarbe, die im 20. Jahrhundert im Bereich des Instrumentenbaus (Innovationen wie bspw. neue Schlaginstrumente und die Ondes Martenots) sowie in der Elektroakustik und Computertechnologie stattfand (Murail 2004 [1980], 11f.). Insbesondere durch die immer ...